In meiner Familie ist mein Sammeltrieb legendär. Holunderblüten und Holunderbeeren, Hagebutten, Schlehen, Dirndl – ich kann einfach nicht vorbeigehen, wenn alles reif ist, uns die Natur diese guten Dinge so reichlich anbietet! Ich muss pflücken, ernten, verarbeiten. Heuer habe ich zum ersten Mal Felsenbirnen-Gelee eingekocht. Das ist so was von lecker, dass das sicher nicht das letzte Mal war!
Wir haben seit über zehn Jahren einen Felsenbirnen-Strauch im Garten stehen. Ich habe ihn, ehrlich gesagt, bis heuer nie beachtet. Für mich war das ein Zierstrauch, der im Frühjahr hübsch blühte. Und sobald die Beeren dunkelblau waren, kamen die Amseln und fraßen den Strauch leer.
Ein Gärtner erzählte mir vor Jahren, dass man aus den kleinen Beeren Gelee kochen kann. Die sei unglaublich gut, meinte er. Ganz etwas Feines, Besonderes. Nur leider sehr aufwendig zu machen, weil die Beeren relativ große Kerne haben. Also muss man ernten, einkochen, die Beeren durch ein Sieb drücken. Und dann erhält man ein kleines Glas Gelee, vielleicht zwei. Viel Arbeit für wenig Ergebnis. Ich überließ unsere Felsenbirnen lieber den Amseln.
Letztes Jahr erzählte mir dann ein Arbeitskollege, dass man Felsenbirnen essen kann. Seine Kinder lieben diese Beeren, meinte er. Ich war ehrlich überrascht – auf die Idee, die Felsenbirnen zu essen, bin ich gar nie gekommen. Ich hatte gedacht, dass die Felsenbirnen roh ähnlich ungenießbar sind wie Schlehen oder Dirndln.
Der Kollege hat mich jedenfalls neugierig gemacht. Die Felsenbirnen sind gerade so richtig schön reif. Ich habe also letzte Woche das erste Mal eine solche Beere gekostet – und war begeistert. Die Felsenbirnen schmecken super! Süß und leicht herb. Ein bisschen wie Weichseln, ein bisschen wie Holunderbeeren, mit einem Hauch von Bittermandel-Aroma. Richtig, richtig gut. Gelee kochen wollte ich trotzdem nicht. Mir fehlte die Zeit.
Am Sonntag hielt ich es aber nicht mehr aus, mein Sammeltrieb zwang mich in den Garten: Unser Felsenbirnen-Strauch trägt heuer so viele Beeren, es wäre einfach schade darum gewesen! Meine Schüssel war in etwa einer halben Stunde bis zum Rand gefüllt. Eineinhalb Kilo waren es, stellte sich beim Abwiegen heraus. Das sah nach mehr aus als nach einem kleinen Glas Gelee!
Ich habe die Felsenbirnen mit 1:1 Gelierzucker aufgekocht bis zur Gelierprobe, dann durch ein Sieb gedrückt und erneut aufgekocht. Das Gelee kam heiß in die Gläser – sieben Gläser waren es insgesamt, eine Mischung aus kleinen und großen.
Das Felsenbirnen-Gelee schmeckt fantastisch. Süß, aber auch irgendwie herb, nach Wald, nach Holunderbeeren. Das Gelee ist aber nicht ganz so dunkel und erdig wie Holunderbeerenmarmelade. Ich mag dieses dunkelrote Gelee sehr gerne, als Brotaufstrich und auch zu Granola und Joghurt.
Der Gärtner hat mir damals erzählt, dass dieses Gelee zu Wild passt, als Alternative zu Preiselbeermarmelade. Das kann ich mir richtig gut vorstellen.
Jetzt verrate ich dir noch den Grund dafür, warum es so knapp hintereinander zwei Blog-Beiträge von mir gibt: Ich mache mit dem Felsenbirnen-Gelee beim Österreichischen Foodblog Award afba mit, und zwar in der Kategorie „Glas mit Sinn“. Ich finde, das Felsenbirnen-Gelee passt gut zu diesem Thema dazu. Es macht doch durchaus Sinn, die Felsenbirnen vor dem Verderben – oder den Amseln! – zu retten, oder?
Mehr Marmeladerezepte findest du hier:
- Dirndlmarmelade beziehungsweise Kornelkirschen-Marmelade
- Hollergelee
- Blutorangen-Rosmarin-Marmelade
- Marille-Himbeer-Marmelade
- Orangen-Grapefruit-Limetten-Marmelade
Schau gerne rein und hol dir Ideen und Appetit. Hab einen feinen Tag!
Aus Felsenbirnen lässt sich ein sehr aromatisches und köstliches Felsenbirnen-Gelee machen. Passt auch gut zu Schnitzel und zu Wildgerichten.
Zutaten
1,5 kg Felsenbirnen
1,5 kg Gelierzucker 1:1
Zubereitung
- Marmeladegläser und Deckel sehr gründlich reinigen, eventuell auskochen. Die Gläser auf ein sauberes Küchentuch stellen, die Deckel bereit legen.
- Die Felsenbirnen putzen, in ein Sieb geben und vorsichtig waschen. Sie lassen sich sehr gut mit einer Gabel direkt vom Strauch oder den feinen Stielen abziehen.
- Felsenbirnen und Gelierzucker in einen großen Kochtopf geben und vermischen. Die Mischung unter häufigem Rühren zum Kochen bringen. Etwa 8 Minuten bei niedriger bis mittlerer Hitze köcheln lassen. Gelierprobe machen: Wenn ein Tropfen heißer Marmelade auf einem Teller innerhalb von drei Sekunden geliert, ist die Marmelade fertig.
- Die Mischung durch ein großes, feines Sieb in einen zweiten Kochtopf drücken. Mit der Rückseite eines Schöpflöffels richtig fest drücken, um möglichst viel Saft zu erhalten. Den Saft aufkochen, dann in die Gläser füllen. Die Gläser sofort verschließen.
Anmerkungen zum Rezept
- Wenn du weniger oder mehr Felsenbirnen hast, nimmst du genauso viel 1:1 Gelierzucker wie Felsenbirnen.
Liebste Eva,
Ich bin begeistert! Hier bei dir kann man wirklich etwas lernen. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass man Felsenbirnen Früchte essen bzw. verarbeiten kann. Leider, leider haben wir keinen Strauch im Garten. Aber ich werde mir das gut merken! Sowas Spannendes ruft danach, nachmacht zu werden 🙂 .
Entschuldige, dass ich noch nicht bei deinen beiden letzten Beiträgen kommentiert habe. Arbeit und Garten und vieles mehr nehmen mich ziemlich in Beschlag. Aber ich lese alles von dir!! Dein Beitrag über das AKW war echt interessant und ich freue mich für dich, dass dich das Treffen dort so motiviert hat. Heute hatte ich frei und sogleich kam auch die Lust am Backen wieder. Ich hoffe, ich komme aber auch endlich dazu meinen nächsten Beitrag zu Ende zu schreiben.
Jetzt drücke ich dir ganz fest die Daumen für den Foodblog Award! Also mit diesem außergewöhnlichen Rezept kann das nur ein Erfolg werden!!
Ganz liebe Grüße Maren
Liebe Maren,
du wusstest auch nicht, dass man Felsenbirnen essen kann? Das beruhigt mich 🙂 . Mir war das so was von unbekannt!!! Und dabei habe ich / haben wir wirklich etwas versäumt!
Danke für deine netten Worte und deine Unterstützung, auch für den Foodblog Award 🙂 . Meine letzten Beiträge hatten mit Backen ja wenig zu tun; das hat sich zufällig so ergeben. Aber das wird sich gleich wieder ändern. Den nächsten Kirschkuchen habe ich schon im Kopf 🙂 !
Ich wünsche dir, dass es bei dir wieder ruhiger wird und du wieder bald mehr Zeit zum Backen hast 🙂 !
Liebe Grüße
Eva
Liebe Eva, ich weiß nicht mal was Felsenbirnen sind. Gegessen habe sie also auch nie. Aber dein Gelee klingt so herrlich lecker. Ich würde gerne es probieren.
LG, Diana
Liebe Diana,
ich kannte Felsenbirnen bis vor ein paar Jahren auch nicht. Erst der Gärtner hat mich aufgeklärt 🙂 . Da sie nicht jeder kennt, habe ich sie für die Bilder neben das Gelee gelegt.
Damit man sieht, wovon ich überhaupt rede und was ich da verarbeitet habe 🙂 !
Liebe Grüße
Eva
Da wäre es doch viel sinnvoller, erst den Saft zu gewinnen und dann diesen mit dem Gelierzucker zu kochen.
Das klappt sicher auch. Nur weiß ich leider nicht, wie ich aus den Felsenbirnen Saft gewinnen soll. Ich habe keinen Entsafter! De Methode, die ich beschreibe, funktioniert jedenfalls, das ist für mich die Hauptsache!
Liebe Grüße
Eva
Man muss das gar nicht durch ein Sieb drücken. Die Kerne kann man mitessen. Das ist gut für die Verdauung und bleiben sie in der Marmelade, schmeckt diese noch intensiver. Felsenbirnen haben nur wenig eigenen Saft, deswegen kann man etwas Wasser dazu geben (100-200 ml auf 1 kg). Dann geht das auch mit dem durchs Sieb pressen einfacher, wenn man die Kerne unbedingt raushaben will. Ich gebe auch den Saft einer Zitrone dazu. Die Säure balanciert den Geschmack feiner aus, da Felsenbirnen keine eigene Säure haben.
Felsenbirnenmarmelade ist in der Tat sehr fein.
Man kann sie übrigens auch prima trocknen.
Liebe Andrea,
danke für die vielen Infos! Zitrone dazu kann ich mir sehr gut vorstellen 🙂 . Das probiere ich nächstes Jahr; heuer habe ich keine Felsenbirnenmarmelade eingekocht. Ich werde aber beim Gelee bleiben. Kerne in der Marmelade sind nicht so meins 🙂 .
Liebe Grüße
Eva